Auszüge aus "Katzen
extra" 6/2000 von Heinz Stösser
Es gibt immer noch Menschen, die der Ansicht sind, dass Züchter
sich mit dem Verkauf ihrer Katzenkinder eine goldene Nase verdienen.
Jeder, der ordentlich züchtet und jeder, der sich näher mit dem Thema Zucht
beschäftigt, weiß wie teuer dieses Hobby ist.
Eigentlich scheuen wir Züchter uns definitiv über Zahlen zu sprechen, weil wir
unsere liebevoll aufgezogenen verkauften Jungtiere sowie
Zuchtkatzen und Kastraten nicht
nach einer Kosten-Nutzenrechnung nach dem Motto: "Der bringt Gewinn, der bringt
Verlust und muss weg!", einbeziehen. Hinzu kommt, dass Freunde, die zum Beispiel
ihre Zeit auf dem Golf- oder Tennisplatz verbringen, uns für komplett verrückt
erklären würden.
Katzenkäufer, die für eine Rassekatze ca. 600 Euro zahlen müssen, rechnen diesen
Betrag oftmals schnell auf eine durchschnittliche Wurfgröße von vier Jungtieren
hoch und glauben, der Züchter hätte nun ca. 2.400 Euro für den nächsten Urlaub,
als Anzahlung für das neue Auto und Ähnliches auf dem
Sparbuch. Da Begriffe wie "kostspielig" und "teuer" äußerst dehnbar und relativ
sind, ist es vielleicht einmal an der Zeit konkret über Zahlen zu sprechen, auch
wenn es sich bei dem Katzenverkauf nicht um ein Geschäft handelt und sich jeder
seriöse Züchter darüber im Klaren ist, dass er mit Mitlebewesen wie Katzen
keinen Handel betreibt.
Dagmar Thies stellt in ihrem
Ratgeber "Rassekatzen züchten" auch die Frage "Lässt sich mit Katzen Geld
verdienen?" und meint ganz richtig: "Ein folgenschwerer Irrtum".
Unter Geld verdienen ist zu verstehen, dass einem Züchter nach dem Verkauf
seines Katzennachwuchses zu einem angemessenen, zugleich als Lebensversicherung
für die Jungkatzen gedachten Preis ein genügend großer Überschuss verbleibt, der
geeignet ist, zum eigenen Lebensunterhalt beizutragen. Diese Rechnung geht aber
nicht auf. Mit finanziellem Gewinn lässt sich Katzenzucht auf tierschützerisch -
legalem Weg niemals
realisieren.
Als Argument gegen den oben
genannten üblichen Kaufpreis hören Züchter auch immer wieder, dass
Hauskatzenhalter ihre Kätzchen lediglich für 50 bis 150 Euro anbieten und damit
ihre Kosten gedeckt wären, dem müsste bei Rassekatzen genauso sein, schließlich
hätten alle jungen Katzen die gleichen Bedürfnisse.
Selbstverständlich sollte jeder Hauskatzenbesitzer den gleichen Aufwand wie ein
verantwortungsbewusster Züchter betreiben. Die Frage stellt sich nur, ob er das
wirklich tut und ob er weiß, was er zu tun hat.
Schließlich lernt ein verantwortungsbewusster Züchter im Gespräch mit
Gleichgesinnten, durch entsprechende Literatur, den Besuch von Ausstellungen,
Genetikseminaren usw. über Jahre immer wieder dazu, wobei er nicht selten hin
und wieder Lehrgeld zahlen muss.
Außerdem fallen für den Hauskatzenfreund, der einmal einen Wurf junger Katzen in
seinem Heim haben möchte, die Anschaffungskosten, die beim Kauf einer Rassekatze
entstehen, automatisch weg.
Startkosten
Zunächst muss er Mitglied in einem Verein werden und einen Zwingereintrag
vornehmen lassen. Durchschnittlich beträgt der Vereinsbeitrag ca. 50 Euro; ca.
45 Euro kostet der Zwingereintrag und
ca. 15 Euro die Aufnahmegebühr, insgesamt ca. 110 Euro. Gehen wir einmal von
einer normalen zu kaufenden Anzahl von Rassekatzen aus, die für die Zucht
tauglich sein sollten.
So erscheint der durchschnittliche Kaufpreis für eine gute Rassekatze in Höhe
von 600 bis 800 Euro je nach persönlicher Einstellung mehr oder weniger hoch.
Zahlreiche Telefonate, Ausstellungs- und Züchterbesuche, sind nötig um die Katze
oder den Kater zu erhalten, den man sich wünscht. Da ein Züchter es tunlichst
unterlassen sollte, sich eine Katze nur nach dem Ansehen von Fotos und
Stammbäumen zu kaufen, muss er mindestens vor dem Abholtermin auch einmal die
Zuchtstätte, die Katzenhaltung, Eltern und Jungtiere begutachten.
Das Wohnumfeld muss für die kontinuierliche Aufzucht junger Katzen und der
Haltung eines eigenen Deckkaters anders aussehen, als das von Katzenfreunden,
die zwar mit der gleichen Anzahl von Katzen zusammenleben wie der Züchter, aber
keinen besonderen Räumlichkeiten benötigen.
Es versteht sich von selbst, dass Katzenkinder nur dann gut gedeihen, wenn Sie
dort aufwachsen, wo auch ihr Mensch lebt. Im günstigsten Fall bedeutet das, dass
sie sich so gut wie überall im Haus frei bewegen können und nicht separiert
aufgezogen werden. Wie sehr hierdurch die Wohnräume, Möbel, Tapeten, Teppiche,
Gardinen usw. belastet werden, weiß jeder zu berichten, der nur eine kleine
Katze sein eigen nennt. Jährliche Renovierungen sowie des Öfteren der Neukauf
hochwertiger Möbel sind obligatorisch, wenn der Züchter Wert auf ein
respektables Zuhause legt, dass ungefähr dem eines Katzenhalters der nicht
züchtet gleichkommen soll. Ebenso müssen Kratzbäume durch starke Beanspruchung
regelmäßig durch neue ersetzt werden.
Vom Jungtier bis zur Zuchtkatze
So nun haben wir alles zusammen, haben nach und nach Weibchen und einen Kater
gekauft und das Haus zuchttauglich gestaltet. Auf unserem Konto herrscht
vermutlich gähnende Leere und wir freuen uns auf den ersten Wurf. So
funktioniert das aber nicht. Bis aus einem Jungtier eine gute Zuchtkatze wird,
dauert es
seine Zeit.
Zunächst werden Sie mit einer
entsprechend geimpften Katze Ausstellungen zur Überprüfung der Zuchttauglichkeit
und ebenso, um festzustellen welche Mängel übereinstimmend von den Richtern
beanstandet werden, vornehmen müssen. Über die für alle Katzen obligatorischen
Impfungen gegen Katzenseuche und Katzenschnupfen müssen Sie sich Gedanken
darüber machen, welchen Impfschutz Ihre Vierbeiner wirklich benötigen. Nach
Maßgabe der Vereine sowie Veterinärämter sind lediglich vorgenannte Impfungen
und die gegen Tollwut Pflicht.
Die Kosten für einen Wurf (4 Kitten)
Euro
Tierarztbesuch mit der Katze vor Deckung
(Gesundheitsscheck)
18,00
Bei Fremddeckung: FIP-Screening (22 ¤),
Leukose-Test (37 ¤)
59,00
Deckgebühr (Gebühren werden festgelegt nach Qualität
und/oder Bekanntheitsgrad und können auch erheblich mehr betragen)
450,00
Telefonate bei der Suche nach einem geeigneten Kater
50,00
2 x Fahrt zum Züchter ca. 250 km
(Inaugenscheinnahme des Katers und der Deckräumlichkeiten,
Katze zum Termin bringen und abholen)
150,00
Zusatzernährung der trächtigen bzw. säugenden Katze
120,00
Desinfektionsmittel
15,00
Jungtierernährung ab ca. 4. bis eventuell 15. Woche
(Welpenfutter, Babynahrung und Katzenstreu)
600,00
Spielzeug (Kratzbäume, Erneuerungen, Ausstattung,...)
50,00
Wurmkur (4 x 6 je ca. 1,80 ¤)
Leukose- Seuche- Schnupfen- Impfung (4 x 2 Mal/Tier 71 ¤)
Gesundheitszeugnis (4 x 7 ¤)
4 x Stammbaum/Ahnentafel (4 x 24 ¤)
43,20
568,00
28 ,00
96 ,00
Fotos
25,00
Zwingerwerbung für Ausstellungen/Info
20,00
Visitenkarten
10,00
Ausstellungsaufwand für Kafig (29¤/Tier)
58,00
Sonstiges (wie Telefonate, Beratung von Interessenten,
Versand von Infomaterial, Fahrkosten zum Tierarzt)
120,00
Kontrollbesuch beim Käufer sowie Nachbetreuung
20,00
Kosten pro Jungtier
627,55
Gesamt Kosten pro Wurf
2510,20
Bei einem Verkaufpreis von 700 Euro bleibt dem Züchter ein Plus von 72,45 Euro.
Hinzu kommt, dass die in den letzten Jahren vermehrt vorkommenden Billigangebote
von Schmuddelzüchtern und Händlern in Tageszeitungen, die die schnelle Geld
machen wollen, den seriösen Züchtern, verstärkt durch die Unwissenheit
zahlreicher Interessenten, das Leben schwer machen. Kaum ein Züchter verkauft,
und ist er auch noch so bekannt und erfolgreich, heute noch pro Inserat generell
ein oder mehrere Jungtiere. Außerdem ist es nicht sein Bestreben, seine optimale
aufgezogenen, liebevoll auf den Menschen geprägten Katzenkinder dem erst Besten
in die Hände zu drücken. Er ist bestrebt, die Käufer auf Herz und Nieren zu
prüfen, was neben der Aufzucht enorm viel Zeit verlangt. Auf das Handeln
bezüglich des Kaufpreises sollte sich ein Züchter tunlichst nicht einlassen.
Schließlich handelt es sich bei Katzen um Mitlebewesen und nicht um
Flohmarktware. Wie sich der Kaufpreis zusammensetzt und, dass wir uns als
seriöse Züchter keine goldenen Nase verdienen, kann man seinen Anrufern dennoch
erklären. Manch ein Käufer wird so zur Einsicht
bewegt und davor bewahrt von einem Schmuddelzüchter über den Tisch gezogen zu
werden.
Welche Folgekosten, Ängste und Sorgen oftmals auf Katzenfreunde, die bei
Vermehrern billig eine Rassekatze erstanden haben, zukommen, ist ihnen meist
nicht bewusst. Scheuen Sie sich als ordentlicher Züchter nicht davor Anrufern,
die meinen: "Da gibt es aber eine Anzeige, da sind die viel billiger. Warum sind
ihre denn so teuer?" entsprechend aufzuklären. Selbstverständlich verlaufen
zahlreiche Gespräche in dieser Art häufig ermüdend und sind nicht immer von dem
Erfolg gekrönt, die Meinung des anderen wie gewünscht zu verändern.
Gespräche über die
Kostenintensität unseres Hobbys ist aber letztendlich auch als Beitrag zum
Tierschutz zu werten, insbesondere auch dann, wenn der Züchter einen guten Draht
zum Tierschutzbund unterhält und so ganz nebenbei bei Jungtiersuchenden, die
sich eine Rassekatze definitiv nicht leisten können, diesbezüglich eine Haus-
oder auch ältere Rassekatze zu vermitteln.
Letztendlich kann unseriösen Verkaufspraktiken und dem damit verbundenen Elend
schlecht aufgezogener und verhaltensgestörter Rassekätzchen nur durch
entsprechende Aufklärung langfristig ein Ende bereitet werden.
Dass zum Teil der Irrglaube in
der Bevölkerung immer noch besteht, dass Züchter mit dem Verkauf von
Katzenkindern sich eine goldenen Nase verdienen, liegt nicht zuletzt an der zum
Glück geringen
Menge unseriöser Züchter (die nicht alle nur außerhalb der Vereine züchten),
denen gutgläubige Katzenfreunde auf den Leim gehen.
Katzenfreunde, die sich auf den Weg machen ein Jungtier zu kaufen, sollten sich
daher verdeutlichen, dass nur der wohl durchdachte Kauf mit Verstand und
Vernunft sowie das Ausschließen von falsch verstandenem Mitleid sie vor
Fehlkäufen schützt. Die Leidtragenden sind immer letztendlich die armen Katzen,
die nicht
entsprechend sozialisiert und krank ins Tierheim abgeschoben oder eingeschläfert
werden müssen und auch die wirklich seriösen Züchter, die mangels echter
Anerkennung ihrer Liebe zur Katze und ihren intensiven Bestrebungen zur
Zuchtverbesserung irgendwann frustriert das Handtuch werfen.
Vielleicht sollten wir und gar
nicht so sehr davor scheuen, über konkrete Zahlen zu sprechen und insbesondere
Kaufinteressenten durch unterhaltsame Erzählungen und Anekdoten vermitteln, wie
viel Herzblut in einer guten Zucht steckt.
Und denken Sie daran, wir brauchen uns nicht dafür zu entschuldigen, dass wir
unsere Katzenbabys nicht für "einen Apfel und ein Ei" abgeben. Der Kaufpreis
garantiert wenigstens bis zu einem gewissen Maß eine wohl überlegte
Kaufentscheidung des Interessenten.